Exklusivinterview mit Veit Mathauer, Gründer und Geschäftsführer der Sympra GmbH (GPRA) Agentur für Public Relations
Umsatzeinbrüche, Kurzarbeit, Geschäftsschließungen: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Unternehmen sind weltweit massiv. Wie kommt die Wirtschaft nach dem Shutdown schnell wieder auf Touren? Einschätzungen von Experten aus unterschiedlichen Bereichen von Wirtschaft und Politik in der gemeinsamen Interviewreihe der CONCEPT AG und der Sympra GmbH (GPRA).
Veit Mathauer, Gründer und Geschäftsführer der Sympra GmbH (GPRA) Agentur für Public Relations
Herr Mathauer, Automobilindustrie, Anlagen- und Maschinenbau, IT sind typische Branchen, die Ihre Agentur für Public Relation kommunikativ begleitet. Der Lockdown hat in vielen Bereichen zu Stillständen geführt. Wie haben Sie das in den vergangenen drei Monaten in Ihrer Agentur erlebt?
Tatsächlich aus sehr unterschiedlichen Perspektiven. Zunächst haben auch wir unser Team in die Homeoffices geschickt und unsere interne Kommunikation den virtuellen Verhältnissen angepasst. Naturgemäß ist eine Agentur ein sehr kommunikativer Ort, viel läuft informell. Mir ging es da wie vielen Unternehmenslenkern in der Zeit, die positiv überrascht waren, wie gut das funktionieren kann, wenn alle mitziehen. Selbst das Onboarding zweier neuer Kolleginnen haben wir den Umständen entsprechend gut gemanagt. Als Krisenexperten war es uns ein Anliegen, selbst gut zu machen, was wir unseren Kunden in solchen Situationen raten. Nicht für alle Branchen war die Corona-Krise ja gleich auch eine wirtschaftliche, und doch war es für alle eine sehr besondere, vorher nie dagewesene Situation. Die meisten unserer Kunden konnten wir überzeugen, dass kontinuierliche Kommunikation jetzt noch einmal mehr zählt: Sei es, trotz Lieferengpässen mit den Abnehmern in Kontakt zu bleiben, das der Situation angepasste Portfolio vorzustellen, sich für Bestandkunden als sicherer Partner und für Neukunden als Alternative zu erweisen oder die Mitarbeiter als Team zusammenzuhalten.
Was spricht denn dafür, in Krisenzeiten die Kommunikation zu intensivieren, oder wenigstens nicht zurückzufahren?
Wie schon Ludwig Erhard, der zweite deutsche Bundeskanzler sagte, ist Wirtschaft zu 50 Prozent Psychologie. Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft weltweit durcheinandergeschüttelt und zu massiven Verunsicherungen geführt – bei Unternehmen, Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern. Diese Verunsicherung steigt, je weniger gezielt informiert wird und je mehr sich Ängste und Gerüchte verbreiten. Oder anders gesagt: Zwar lässt sich der Stillstand etwa in der Produktion nicht durch Kommunikation kompensieren, aber die Folgen lassen sich besser steuern. Unsere Erfahrung ist, dass eine gelungene Krisenkommunikation immer auch die beste Basis ist für einen Neustart, selbst wenn der für alle mit Einbußen oder großen Veränderungen einhergeht. Was hier geschaffen wird, ist Vertrauen – die Währung des gelungenen Miteinanders.
Wir sehen jetzt schon, dass einige Unternehmen die Corona-Krise zum Anlass nehmen müssen, intensiv über ihre Geschäftsmodelle nachzudenken.
Experten sagen voraus, dass viele Unternehmen gezwungen sein könnten, sich neu zu erfinden. Was kann die Kommunikation hier beitragen?
Erzwungene Veränderungen gehören zu den größten Herausforderungen, auch kommunikativ. Hier gibt es nichts schön zu reden, aber auch nur zu klagen hilft ja nichts. Die Alternativlosigkeit kann gleichermaßen gute Begründung und Ansporn sein und damit der Nukleus für bis dahin nicht für möglich Gehaltenes. Wir alle mussten, etwa mit Blick auf neue Arbeitsformen und den Umzug ganzer Belegschaften ins Homeoffice, so viele lang gehegte Bedenken über Bord werden – und wurden belohnt. Hier sind neue Ideen und Partnerschaften entstanden, neue Kommunikationsformen haben sich durchgesetzt. Wir sehen jetzt schon, dass einige Unternehmen die Corona-Krise zum Anlass nehmen müssen, intensiv über ihre Geschäftsmodelle nachzudenken. Ihre erfolgreiche Wandlung wird ganz entscheidend auch davon abhängen, wie glaubwürdig sie den Transformationsprozess kommunizieren, intern wie extern. Unser Rat ist: Erzählt die Geschichte ganz, also auch die Schattenseiten.
Die Kommunikation nach Corona – vor allem über digitale Kanäle?
Ich will bestimmt nicht in den Abgesang der Printmedien einstimmen – auch, wenn es sich abzeichnet, dass sich die Anzahl gedruckter Magazine noch einmal reduzieren wird, bleiben sie ein wichtiger Teil der Medienlandschaft. Je heftiger damit verbunden allerdings der Wettbewerb um redaktionellen Platz wird, desto mehr Gewicht und Wert bekommen eigene Medien, wie Kundenmagazine, Newsletter oder digitale Formate, um Kunden und Mitarbeiter zu erreichen. Die Aufbereitung und Verbreitung des Contents sind so bunt, wie die Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen; mal hat die eine, mal die andere die Nase vorn. Die erzwungene Distanz hat bei uns zum Beispiel die Nachfrage nach verschiedenen Bewegtbildformaten wieder erhöht. Diese Vielfalt ist für uns als Agentur ein Schatz – noch nie hatten wir so viele Formate und Kanäle zur Verfügung, um zielgruppengerecht zu kommunizieren.