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Interview mit Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW, Landesbank Baden-Württemberg

„Der Mittelstand ist prädestiniert dafür, flexibel auf die Herausforderungen zu reagieren“

Umsatzeinbrüche, Kurzarbeit, Geschäftsschließungen: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Unternehmen sind weltweit massiv. Wie kommt die Wirtschaft nach dem Shutdown schnell wieder auf Touren? Einschätzungen von Experten aus unterschiedlichen Bereichen von Wirtschaft und Politik in der gemeinsamen Interviewreihe der CONCEPT AG und der Sympra GmbH (GPRA).

Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW

Herr Burkert, wie zuversichtlich sind Sie, dass die Wirtschaft bei einem schrittweisen Exit aus dem Shutdown schnell wieder an Fahrt aufnimmt?

Wir werden zum Teil deutliche Zwischenerholungen sehen, aber insgesamt werden wir mindestens drei Jahre brauchen, um auf das Vorkrisenniveau zurückzukommen. Das setzt aber eine Impfmöglichkeit für breite Bevölkerungsschichten weltweit im Laufe des nächsten Jahres voraus.

Die zweimonatige Corona-Zwangspause kostet die Wirtschaft mindestens eine Viertelbillion Euro. Soforthilfen und Kredit gleichen die Verluste nicht aus. Sind die Unternehmen stark genug, diese Last zu schultern?

Leider nur zum Teil. Überbrückungshilfen und Hilfen für das Wiederanfahren sind notwendig, gleichzeitig aber auch eine positive Stimulierung der Nachfrage, um hier die Aufholeffekte zu bestärken. Unternehmen mit tief verwurzelten Bankbeziehungen sind hier klar im Vorteil. Aber es war hilfreich, dass die Unternehmen zuvor sehr konservativ agiert und hohe Liquiditätsreserven gehalten haben.

Der Mittelstand ist prädestiniert dafür, flexibel auf die Herausforderungen zu reagieren. Die großen Chancen können entsprechend genutzt werden.

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Das Rückgrat unserer Wirtschaft ist der Mittelstand. Könnte ihm die Krise neue Chancen eröffnen, etwa durch einen Digitalisierungsschub oder Produktionsarbeitsplätze, die nach Deutschland zurückgeholt werden?

Der Mittelstand ist prädestiniert dafür, flexibel auf die Herausforderungen zu reagieren. Die großen Chancen können entsprechend genutzt werden. Hier gilt es aber, das notwendige Fachpersonal zu halten oder zu gewinnen. Und deutlich die Bürokratie zu reduzieren, damit der Mittelstand flexibel und beweglich bleiben kann.

Auch für Investoren war 2020 bisher ein rabenschwarzes Jahr. Kann der Kapitalmarkt die Einbußen in absehbarer Zeit wieder aufholen?

Ja, da ist der Kapitalmarkt durchaus schneller als die Realwirtschaft. Drei Voraussetzungen sind notwendig. Erstens: Die Liquidität muss weiterhin vorhanden sein. Zweitens: Große und viele Pleiten müssen vom Tisch sein. Drittens: Die Gewinnreduktionen müssen den Boden sehen können. Und dann sollte es auch wieder Dividenden geben ... Aber wichtig ist: Der Kapitalmarkt ist keine Einbahnstraße – weder nach oben noch nach unten.